Ökologie praktisch erleben 


Gemeinsam und kooperativ einen Teich renaturieren und sich praktisch mit dem Thema Ökologie auseinandersetzen: Das ist ein Projekt der Montessori Oberstufe Berlin zusammen mit der Jugendschule Strausberg. Die Schüler*innen arbeiten in jahrgangsübergreifenden Gruppen, prüfen die Wasserqualität mit verschiedenen Analyse-Verfahren und entwickeln erste Ideen zur Renaturierung.

Das Mikroskop und die Objektträger sind vorbereitet. Vladimir, Schüler der 12. Klasse der Montessori Oberstufe, greift sich ein Glas und nähert sich dem Ufer. Die Wasseroberfläche ist grün bedeckt, die Schicht aus Schwebealgen verhindert den Blick auf den Boden. Sein Mitschüler Friedrich versucht mit dem Kescher die Algen zur Seite zu schieben. Vladimir nutzt die kleine Öffnung, die sich in der Algendecke aufgetan hat, taucht das Glas ein und schöpft etwas Teichwasser. Rebecca, Schülerin der Jugendschule Strausberg, beobachtet die Aktion genau und schaut neugierig in das Glas. Lebewesen ziehen hektisch ihre Bahnen durch die trübe Flüssigkeit.

Die Gruppe, die sich hier intensiv mit dem Teich beschäftigt, besteht aus Schüler*innen der 12. Klasse der Montessori Oberstufe Berlin und der 8. sowie 9. Klasse der Jugendschule Strausberg. Gemeinsam sind sie auf der Suche nach Lebewesen, denen der Teich einen Lebensraum bietet. Denn die Arten und die Anzahl der Lebewesen im Teich geben Rückschlüsse auf die Wasserqualität.

Theoretische Hintergründe praktisch erproben, eigene Erfahrungen machen und Wissen anwenden

Die Jugendlichen arbeiten hier ganz praktisch mit dem Thema Ökologie. Ihr Ziel: die Renaturierung des Teichs auf dem Gelände der Jugendschule Strausberg. Zum Start in den Schultag haben die Schüler*innen Vorträge zum Ökosystem See ausgearbeitet und gehalten: Von der Unterteilung der Umweltfaktoren in abiotische sowie biotische Faktoren und wie diese auf Organismen einwirken, über die Anomalie des Wassers bis hin zur Symbiose und Konkurrenz von Lebewesen. All die theoretischen Zusammenhänge wurden gemeinsam erklärt und diskutiert. Direkt danach erproben sie die theoretischen Hintergründe praktisch, machen eigene Erfahrungen und wenden das soeben nochmals zusammengetragene Wissen selbst an.

Neben der Biologie-Gruppe, die sich mit dem Ökosystem und der Population hinsichtlich des Teichs beschäftigt, gibt es zwei weitere Gruppen. Die eine setzt sich mit den chemischen Parametern der Wasserqualität auseinander. Die andere untersucht mit einem Photometer die Qualität des Wassers. Die Schüler*innen der Sekundarstufe 1 der Jugendschule Strausberg haben sich noch nicht so tiefe Einblicke in das Thema Ökologie erhalten. Sie nutzen ihr bisheriges Wissen, sind mit Neugier dabei und stellen den Schüler*innen der Oberstufe immer wieder Fragen, wenn ihnen Zusammenhänge nicht ganz klar sind.

Da das Gelände der Jugendschule zum Teil auf einem Naturschutz- bzw. Landschaftsschutzgebiet liegt, ist die nachhaltige Verbesserung der bestehenden Gewässer für alle ein großes Anliegen. Sie möchten Verantwortung für den Schutz der Natur auf dem Gelände übernehmen. In dem schulübergreifenden Projekt prüfen die Schüler*innen regelmäßig die Wassergüte. Durch die jährliche Prüfung können sie Fortschritte, Erfolge und Rückschläge der Renaturierungsmaßnahmen evaluieren und neue Lösungen entwickeln. Die Schüler*innen lernen gemeinsam und kollaborativ. Die Nutzung digitaler sowie analoger Arten der Wassertests machen den Jugendlichen Stärken und Grenzen sowohl digitaler als auch analoger Messtechniken bewusst.

Noch in der Pause haben Schüler*innen an den Mikroskopen gesessen, Tiere beobachtet und bestimmt

Die Chemie-Gruppe wertet die Verfärbungen aus, die durch chemische Reaktionen entstehen. Sie können anhand der Farbintensität jeweils den Nitrat-, Nitrit- und Phosphor-Wert ablesen. Der Nitrat-Wert liegt laut Tabelle bei 1 mg/l, alle anderen bei 0. So ganz genau ließ sich das aber auch nicht sagen. „Es war schwer, den Wert abzulesen, weil es sich nur wenig verfärbt hat“, ist Dorothea mit den Ergebnissen nicht ganz zufrieden. Die Photometer-Gruppe kann die Werte aber nahezu bestätigen. Auch hier zeigt sich ein Nitrat-Wert von 1,3 mg/l, was Julius anfangs verwundert. „Der Nitrat-Wert im Teich ist genauso hoch wie im Trinkwasser. Das kann doch nicht sein“.

Vladimir hat die Tiere im Glas inzwischen genauer betrachtet und gezählt. Es handelt sich um mehrere Ruderkäfer ebenso wie Schlammfliegenlarven. Rebecca untersucht das Wasser noch etwas genauer und erkennt Wasserflöhe. „Das Wasser ist augenscheinlich stark verschmutzt, kurz vor kritisch verschmutzt. Da es aber Wassertiere gibt, kann es nicht so schlimm sein“, ist ihr Urteil. Auch später in der Pause haben die Schüler*innen der Jugendschule Strausberg noch an den Mikroskopen gesessen, die Tiere beobachtet und bestimmt.

„Die Schicht aus Schwebealgen sollte abgeschöpft werden und ein Zufluss geschaffen werden, damit frisches Wasser nachkommt“, schlägt Friedrich als erste Maßnahme in der Abschlussdiskussion vor. Rebecca ist beeindruckt: „Das praktische Arbeiten hat richtig Spaß gemacht und motiviert. Auch wenn mir manchmal das Grundwissen fehlt, um alles zu verstehen“. Lilou aus der 12. Klasse überlegt kurz und schlägt vor: „Vielleicht entwickeln wir für das nächste Mal einfache und übersichtliche Handouts“.