Nachhaltige Ansätze „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) als bloße Umweltbildung? BNE kann in der gesamten Organisation Wirkung entfalten und die Zukunftsfähigkeit stärken. Berliner Bildungsakteur*innen aus dem Stiftungsnetzwerk Bildung erarbeiten an der Jugendschule Strausberg nachhaltige Ansätze.
„Was soll Bildung leisten?“, „Wie kann ich etwas, das aktuell schlecht läuft und vor großen Herausforderungen steht, ein Stück besser machen?“, „Wie müssen wir uns aufstellen, um Ideen umzusetzen und eine größtmögliche Wirkung zu erreichen?“: Fragen, die aktuell im Bildungsbereich oft gestellt werden und auch die Diskussion an diesem Tag beherrschen. Welche Bedeutung kann Bildung für nachhaltige Entwicklung hinsichtlich der Herausforderungen in der Bildung zukommen? Ist BNE eine Lösung für gesamte Organisationen? Knapp 40 Bildungsakteur*innen haben sich getroffen, um darüber zu sprechen.
Das Netzwerk Stiftungen und Bildung hat am 21. April zur 13. Sitzung des Stiftungsnetzwerkes Bildung in Berlin geladen. Stattgefunden hat die Sitzung zwar nicht ganz in Berlin, aber in direkter Nähe. Die Montessori Stiftung Berlin war Gastgeberin und hat das Netzwerk nach Strausberg in Brandenburg auf das Gelände der Jugendschule Strausberg eingeladen. Die Jugendschule Strausberg ist der außerschulische Lernort des Montessori Campus Berlin Köpenick. Berliner Bildungsakteur*innen mit vielfältigen Hintergründen, Erfahrungen und Ansätzen aus verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen sind der Einladung gefolgt. Die Sitzung des Netzwerkes schafft Raum für Austausch, Inspiration, gegenseitige Unterstützung und Überlegungen nachhaltiger Ansätze und Lösungen.
„Bildung für nachhaltige Entwicklung ist die Befähigung von Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln, das auf eine faire Verteilung von Lebenschancen und Ressourcennutzung zielt“, so eine Kurzbeschreibung im Glossar des Netzwerkes. Die Jugendlichen der Jugendschule geben eine Idee davon, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung als Leitbild einer Schule wirken kann. Drei Jugendliche kümmern sich mit Unterstützung der Eltern um das begleitende Catering für die Veranstaltung: Sie schnippeln, bereiten vor, kochen und kümmern sich um Kaffee sowie Tee. In der Mittagspause werden die Teilnehmer*innen der Sitzung von den Jugendlichen über das Gelände geführt. Sie zeigen, erklären und begeistern für das Konzept. Sie erzählen, was sie mit der Jugendschule verbinden und wie sie lernen, wie sie ihr eigenes Gemüse anbauen und das Gelände gemeinsam mit Pädagog*innen und Expert*innen weiterentwickeln und neue Ideen umsetzen. Sie berichten von ihren Erfahrungen an der Schule, von täglichen Herausforderungen und kreativen Lösungen. Sie sind direkter Teil der Schulorganisation und übernehmen Verantwortung für sich und das Gelände.
In den Workshop-Gruppen wird der ganzheitliche, langfristige Ansatz von BNE als zentrales Element gesehen. Die Jugendschule Strausberg sei dafür ein gutes Beispiel. „Im Zuge der Gestaltung des Schullebens, üben die Jugendlichen, Verantwortung zu übernehmen, statt vorgefertigtes Wissen auswendig zu lernen – als Kernbestandteil statt in zusätzlichen Projekten“, sagt Peter Bleckmann, Gründer und Vorsitzender des Instituts ‚Welt:Stadt:Quartier‚. Das Wort „Projekt“ wird in der Gruppe daraufhin kritisch diskutiert. „Ein Projekt hat einen Anfang und ein Ende“, sagt ein anderer Teilnehmer. „BNE ist kein Add-on, sondern muss die Regelpraxis bestimmen“, ist Bleckmann überzeugt. „Bildung für nachhaltige Entwicklung soll nachhaltig wirken. Es braucht daher keine zusätzlichen Projekte, sondern ein grundsätzliches, freies Denken, um Dinge zu entwickeln und umzusetzen“.
Die Workshops zeigen, dass BNE größer gedacht werden muss. Sabine Süß, Leiterin der Koordinierungsstelle des Netzwerkes Stiftung und Bildung, ordnet die verschiedenen Schlagworte und Gedanken aus den Gruppen. Die vielen Post-its zeigen, wie intensiv BNE in die Organisation hineinwirken kann. Neben Ziel, Strategie und Leitbild geht es ebenso um Werte und Haltung, aber auch um Transparenz, regelmäßige Reflexion und Evaluation. „Dafür braucht es auch den Blick von außen und eine positive Fehlerkultur, um die eigenen Aktivitäten gut auszuwerten.“, sagt Svenja Baumgärtner vom Landesverband der Kita- und Schulfördervereine Berlin-Brandenburg e.V.. Monica Dominguez vom MUS-E Deutschland e.V. möchte dazu anregen, stärker ressortübergreifend zu arbeiten. „Wir müssen die Sektoren noch viel weiter füreinander öffnen“. Damit könnten innovative Lösungsansätze, Synergien und nachhaltige Kooperationen entstehen.
BNE ist nicht nur Inhalt für Bildungsangebote oder bloße Umweltbildung. BNE kann sich auf die gesamte Organisation auswirken. „Die Befähigung von Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln“ ist unser Wunsch für alle Kinder. Bestenfalls ist es das Ziel von uns allen, ganz unabhängig vom Alter. Dafür müssen wir uns immer wieder neu hinterfragen und Dinge einfach mal ausprobieren – Fehler sind erlaubt.
Das Netzwerk Stiftungen und Bildung folgt der Zielsetzung, bundesweit Wegweiser für zivilgesellschaftliches Engagement zu sein, Bildungsallianzen zu fördern und Stiftungen in ihrer Bildungsarbeit zu unterstützen. Das Netzwerk setzt dabei auf Kooperation von Bildungsakteuren und Wirkung auf lokaler Ebene. Zur verbesserten Vernetzung und Sichtbarkeit von Stiftungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen mit Bildungsanliegen unterstützt die Koordinierungsstelle u.a. den Aufbau von Stiftungsnetzwerken auf Länderebene. Träger des Netzwerkes ist der Verein Stiftungen für Bildung e.V..