Hej, Hallo und Привіт in der Willkommensklasse! Spielerisches Sprachenlernen in der Deutsch-Skandinavischen Gemeinschaftsschule. Wir begleiten die ukrainische Willkommensklasse für einen Tag zwischen Breakdance, Malen und Freundschaftsarmbändern.

Austausch durch gemeinsame Projekte

Die Kinder treffen sich in der Pause. Sie trainieren gemeinsam eine Breakdance-Choreografie. Ein poppiger und beatlastiger Song läuft, die Kinder stehen in Formation und legen los. Sie haben sich alles selbst ausgedacht, sie üben wöchentlich und entwickeln die Choreografie weiter. Kinder aus Berlin spielen und üben mit Kindern, die noch vor mehr als zwei Jahre in der Ukraine gelebt und gelernt haben.

Sie holen die Lautsprecher-Box, verknüpfen sie mit dem Smartphone und beginnen zu tanzen. Einige der Mitschüler*innen werden direkt darauf aufmerksam. Man spürt und sieht, wieviel Spaß die Kinder am Tanzen haben. Die Lehrerin der Willkommensklasse, Oksana Potelchak, ist darüber sehr glücklich. „Durch diese gemeinsamen Aktivitäten entstehen gute Freundschaften. Die Kinder sprechen miteinander, tauschen sich aus und lernen sich immer besser kennen. Die ukrainischen Kinder lernen die deutsche Sprache aktiver und werden von den deutschen Kindern unterstützt. Gegenseitig lernen sie die jeweils andere Kultur kennen, sie werden selbstbewusster durch die Freundschaften und sozialen Kontakte.“

Förderprogramm Fluchtpatenschaften 

Diese gemeinschaftlichen Projekte und Aktivitäten stärken den Zusammenhalt und die Gemeinschaft an der Schule. Neben Zeit sollten auch Anlässe und Möglichkeiten geboten werden. Um diese Angebote zu schaffen, brauchte Oksana Materialien. Im November 2023 ist sie zufällig auf das Förderprogramm Fluchtpatenschaften der Stiftung Bildung aufmerksam geworden. Die Schulleitung der Deutsch-Skandinavischen Gemeinschaftsschule und der Vorstand der Montessori Stiftung Berlin haben Oksana beim Förderantrag und der Umsetzung unterstützt. Auch die Projektmanagerin der Stiftung Bildung hat das Projekt begleitet, hat beraten und war jederzeit erreichbar. So konnte Oksana schon im Dezember viele Materialien und Spielgeräte besorgen: Lautsprecher, Leinwände, Farben, Pinsel, Basketbälle, Fußbälle und Tore, Springseile, Brettspiele und Schach. Die Kinder konnten ihre Wünsche direkt mit einbringen.

„Ich habe mit den Kindern auch viel über dieses Projekt gesprochen. Alle fanden das gut, weil auch sie wünschen sich mehr Kontakt zu den anderen Kindern. Und sie möchten für die gekauften Sachen auch Verantwortung tragen.“ Inzwischen läuft das Projekt schon einige Monate und die Erfahrungen sind sehr positiv. „Die Kinder machen viel gemeinsam. Sie lernen voneinander und sie tauschen sich aus.“

Kreatives Lernen

Oft kommen die Kinder in ihrer Pause zu Oksana, um über die Projekte zu sprechen, um etwas vorzubereiten oder auch eine Idee direkt umzusetzen – wie zum Beispiel die Breakdance-Performance. Auch in der Freiarbeit oder wenn die Schüler*innen früher mit ihren Aufgaben fertig sind, nutzen sie die Zeit für gemeinsame Projekte. Im Sommer möchten die Kinder allen Kindern der Schule, den Eltern und dem Team der Deutsch-Skandinavischen Gemeinschaftsschule zeigen, was sie eingeübt haben.

Im Hort-Raum sortieren Mädchen Perlen und fädeln diese auf eine Schnur. Es sollen Freundschaftsarmbänder werden. „Es war ihnen wichtig, dass sie auch ähnliche Farben nutzen. Sie haben über die Farben gesprochen und so die Farben auf Deutsch gesprochen und gelernt. Das ist ein schöner Effekt des ganzen Projekts.“ Auch Leinwände und Farbe wurde vom Projekt finanziert. Im Leinwandprojekt haben die Kinder ihre eigenen Gedanken und Hoffnungen in verschiedenen Bildern ausgedrückt. So hat ein Kind das Bild Freiheit genannt. Es ist ein abstraktes Bild mit bourdeaux-rotem Hintergrund. Darauf sind Kleckse zu sehen: In gelb, schwarz und rot. Ein anderes Kind hat einen Wald gemalt, der sich in einem See spiegelt. Darüber ist eine aufgehende Sonne zu sehen. „Die Kinder können sich in den Projekten selbst verwirklichen und gleichzeitig lernen.“

Die Kinder präsentieren stolz ihre Gemälde

Herausforderungen der Schüler*innen

Seit Mai 2022 betreut Oksana die Willkommensklasse an der Deutsch Skandinavischen Gemeinschaftsschule. Insgesamt sind zwölf ukrainische Kinder an Schule. Fünf in der Grundschule und sieben in der Sekundarstufe 1. Die Kinder kommen gern in die Schule. Sie sind größtenteils in den Regelklassen und lernen mit den anderen Kindern der Schule zusammen. Darüber hinaus haben die Kinder noch Deutsch-Unterricht mit Oksana. Manche Fächer sind für die Kinder und Jugendlichen etwas kompliziert. „Besonders die Fächer, die in der eigenen Sprache schon nicht immer einfach sind. Zum Beispiel die Naturwissenschaften.“, sagt Oksana. „Da muss man schon viel lernen. Auf einer Fremdsprache ist es eben mindestens doppelt so kompliziert.“

Dabei muss man auch bedenken, dass die ukrainischen Kinder nach dem Schultag an der Deutsch Skandinavischen Gemeinschaftsschule auch noch Aufgaben für die ukrainische Schule erledigen. „Man kann sich das am ehesten wie eine Art Fernstudium vorstellen.“, erklärt Oksana. Wöchentlich bekommen die Kinder und Jugendlichen Aufgaben von ihren Lehrern von ihrer ukrainischen Schule. Die Lehrer schicken den Kinder die Literatur zu, die sie lesen müssen. Sie erhalten Schreibaufgaben, müssen Themen selbstständig be- und ausarbeiten, Aufgaben lösen und den Lehrern zurücksenden. Diese überprüfen das und melden ihr Feedback zurück. Einige der Jugendlichen haben auch nachmittags Online-Unterricht mit den ukrainischen Lehrern – oftmals täglich. „Jede Schule und auch jeder Lehrer entscheidet das individuell, wie der ukrainische Unterricht realisiert wird, wie die Aufgaben zugeschickt, verteilt und begleitet werden.“

Die Eltern unterstützen die Kinder entsprechend in ihrem Alltag und auch von meinen Kollegen und der Schulleitung gibt es große Unterstützung. „Dafür bin ich sehr dankbar.“, sagt Oksana. das ist auch das Wichtigste, was die Kinder brauchen: „Unterstützung, sie möchten wahrgenommen werden und Möglichkeiten haben. Möglichkeiten, die ihnen Freiheiten lassen und die sie nicht beschränken. Es ist auch wichtig, sie in den Schulalltag zu integrieren. Sie möchten Teil der Schule sein.“