Referendarin Paula im Interview
Paula macht ihr Referendariat am Montessori Campus Berlin Köpenick. Für sie ein absolutes Heimspiel - denn bis zur 10. Klasse saß sie hier noch selbst als Schülerin im Unterricht. Bei unserem Treffen führt Paula motiviert durch den Campus. Viele Erinnerungen an ihre eigene Schulzeit werden wach. Wie es ist, heute in anderer Rolle an die Schule zurückzukehren und warum sie Lehrerin geworden ist, erzählt Paula im Interview.
28. Oktober 2024
Paula, von 2005 bis 2013 warst du selbst Schülerin am Montessori Campus Berlin Köpenick. Wie ist es, nun wieder an der Schule zu sein – nur dieses Mal als angehende Lehrerin?
Es ist schön wieder an der Schule zu sein. Alle sind aufgeschlossen und unglaublich wohlwollend. Einzelne Lehrkräfte kennen mich noch aus der Zeit als ich hier Schülerin war. Die Beziehungen, die ich damals aufgebaut habe, leben jetzt auf einer anderen Ebene wieder auf. Es ist spannend zu sehen, wie sich die Schule in der Zwischenzeit weiterentwickelt hat.
Deine eigenen Schulerfahrungen kannst du wahrscheinlich um so besser in deine Arbeit einfließen lassen. Wie würdest du deine Zeit als Schülerin hier in Köpenick beschreiben?
Meine Zeit als Schülerin war unglaublich gut. Für mich hat die Pädagogik perfekt gepasst. Ich bin jeden Tag gerne zur Schule gegangen. Ich habe hier gerne gelernt und konnte ganz gezielt meine Interessen entwickeln und mich ausleben. Ich habe es sehr wertgeschätzt, nach der Schule keine Hausaufgaben machen zu müssen und bis zur Oberstufe ohne Noten zu arbeiten. Aus den schriftlichen Einschätzungen, die wir statt der Noten erhalten haben, konnte ich viel mehr herausziehen. Ich habe auch immer bewundert, wie gut die Lehrkräfte uns einschätzen konnten. Ich habe mich dadurch einfach gesehen gefühlt.
An welche Momente aus deiner Schulzeit erinnerst du dich besonders gern?
Die Herausforderungswochen am Anfang des Schuljahres fand ich immer total toll. Da haben wir viel zusammen erlebt. Auch das Drachenbootfahren am letzten Tag vor den Ferien ist mir gut in Erinnerung geblieben. Das gibt es auch heute noch. Einen Tag im Strandbad Wendenschloss mit Drachenbooten fahren. Das war schon immer eine coole Sache.
Vielen Jugendlichen fällt es schwer, sich nach der Schule für einen Job zu entscheiden. Die Möglichkeiten sind so vielfältig. Weißt du noch, warum und wann du dich für einen Beruf als Lehrerin entschieden hast?
Schon in der sechsten Klasse habe ich mir vorstellen können, Lehrerin zu werden. Ich habe großen Spaß daran gehabt meinen Mitschüler*innen Dinge zu erklären und dabei herausgefunden, dass mir das gut liegt.
Nimm uns mal mit auf deinen Weg, Lehrerin zu werden. Welche Schritte hast du gemacht, um dein Ziel zu erreichen?
Ich habe nach der Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr in Lateinamerika gemacht. Danach habe ich an der TU Berlin und an der FU Berlin die Fächer Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT) und Spanisch auf Lehramt studiert und bin jetzt nach dem Master direkt ins Referendariat gegangen.
Gibt es besondere Erkenntnisse oder Erfahrungen, die du aus dem Studium oder vielleicht auch jetzt aus dem Referendariat gezogen hast?
Während des Studiums habe ich Lernreisen mit der studentischen Initiative Kreidestaub e.V. gemacht. Dabei finden sich Studierende selbstorganisiert zusammen und reisen, nach einem gemeinsamen Planungssemester, zwei Wochen durch verschiedene, selbstgewählte Schulen, um sich verschiedene Konzepte anzuschauen. Das war sehr bereichernd und hat mir viele Einblicke ermöglicht.
Und welche Rolle spielt Montessori-Pädagogik dabei für dich?
Für mich ist die Montessori-Pädagogik eine Pädagogik, die vom Kind aus gedacht ist. Eine Pädagogik, die viel haptisch arbeitet und sich Zeit dafür nimmt, dass Beziehungen und Interessen vor dem Leistungsdruck stehen. Gerade bei uns sieht man auch gut, dass der Raum als dritter Pädagoge genutzt wird. Das hat etwas unglaublich Einladendes. Es vermittelt ein sehr willkommenes Gefühl. Im Zentrum der Montessori-Pädagogik steht für mich auch eine Begleitung hin zum selbstständigen Lernen.
Im Mittelpunkt der Montessori-Pädagogik steht der bekannte Satz ‘Hilf mir es selbst zu tun’. Was bedeutet dieser für die praktische Umsetzung in der Schule?
Das hat vor allem mit der Haltung der Pädagog*innen zu tun: Pädagog*innen sehen sich als Lernbegleitung. Sie beten den Schüler*innen nicht einfach das Wissen vor. Es ist wichtig, darauf zu achten, wie man den Lernprozess strukturiert. Schon in der Grundschule lernen die Schüler*innen sich zum Beispiel mithilfe von Tagebüchern zu organisieren. Ich bin jetzt in der Sekundarstufe 1. Da bringt die Pubertät nochmal andere Herausforderungen mit sich. Die Strukturen sind da ein bisschen fester. Hier bedeutet Lernbegleitung vor allem eine Förderung der Reflexion. Die Jugendlichen fragen sich zum Beispiel: Was habe ich gemacht? Warum habe ich das gemacht? Ist mir das leicht oder schwer gefallen?
Was bedeutet Lernen für dich?
Offen sein und sich immer weiterentwickeln. Die Welt besser verstehen, aber niemals fertig zu sein. Eine positive Einstellung dem lebenslangen Lernen gegenüber ist mir besonders wichtig.