Ein Tag in der Küche der Deutsch Skandinavischen Gemeinschaftsschule

Kinder und Jugendliche beim Kochen, Backen und Vorbereiten, ein großer neuer Essenssaal und täglich neue Abenteuer in der Schulküche.

Einige Kinder warten mit freudiger Aufregung im Essenssaal der Deutsch Skandinavischen Gemeinschaftsschule. Es ist Dienstagnachmittag und damit Zeit für die Küchen-AG. Langsam finden sich auch die anderen Kinder ein. Als die Küchenleiterin Nicole Tschorn-Rembe auf die Kinder zukommt, wird sie direkt von zwei Kindern gefragt, ob sie heute auch mitmachen können. Nicole muss die Kinder auf das nächste Mal vertrösten: „Die Gruppe ist heute schon voll. Beim nächsten Mal könnt ihr wieder dabei sein“. Die beiden nehmen es mit etwas Enttäuschung hin und freuen sich umso mehr auf die nächste Küchen-AG. 

Acht Kinder aus der 1. bis 6. Klasse nehmen heute teil. Nach dem Händewaschen und einer kurzen Einführung geht es direkt los. Die Kinder stehen aufgeregt und interessiert an der Anrichte in der Mitte der Küche. Heute lernen sie, wie eine Panierstraße funktioniert: „Erst Mehl, dann kommt das Ei und dann kommen da Semmelbrösel oder Cornflakes ran“, erklärt eine Schülerin der zweiten Klasse. Sellerie, Kochbananen, Kürbis, Champignons, Austernpilze und Hirtenkäse werden geschnitten und in der Panierstraße entsprechend bearbeitet. Die Kinder verfolgen genau, was es bei den einzelnen Schritten zu beachten gibt. Ihre Gesichter strahlen, sie sprechen sich miteinander ab und unterstützen sich gegenseitig. „Es macht so viel Spaß, weil ich lerne hier so viel, zusammen mit Freunden und Kindern aus anderen Klassen“, freut sich das Mädchen.

"Die Kinder haben immer Spaß."

„Die AG ist so beliebt, dass jede Woche eine neue Gruppe teilnimmt. Das Interesse ist groß und jedes Kind soll auch die Chance bekommen, mitzumachen.“, sagt eine Mutter mit spürbarem Stolz. Sie unterstützt die AG schon seit vielen Jahren. „Die Kinder haben immer Spaß. Sie sind begeistert von den vielfältigen Kreationen, lernen dazu und freuen sich vor allem, diese am Ende selbst zu probieren". „Backen macht mir am meisten Spaß“, sagt ein Junge, während er den panierten Austernpilz kostet. „Kochen tut man täglich, aber backen nicht. Darum ist das Backen viel spannender.“ Ein Mädchen stimmt direkt zu: „Kekse und Kuchen sind auch lecker. Manchmal mache ich das zu Hause mit meiner Mama nach, weil das so gut geschmeckt hat."

Der Essenssaal ist groß, hell und offen gestaltet. Die großen Holztische sind mit Tischdecken belegt – je Reihe blau-weiß- bzw. rot-weiß-kariert. Auch die Wände spielen mit den Blau- und Rottönen. Einige Wände sind extra dunkelblau, damit die Kinder sie mit Kreide bemalen können. Auf der Wand zwischen Geschirr-Rückgabe und Kücheneingang steht in blauen Buchstaben „HEUTE: Pilzpfanne mit Kräuterrreis in Rahmsoße“. Darunter hat jemand einen Hai gemalt. „Jöremy, der Hai“ steht direkt daneben.

"Die Küche wirkt nun viel bunter, offener und freundlicher."

Vorher gab es zwei kleinere Essräume, die Küche war etwas verwinkelter, die Atmosphäre unruhiger. Im Mai 2023 ist es dann endlich so weit: Trennende Wände werden herausgerissen, mehr nutzbare Fläche und eine einladendere Atmosphäre geschaffen. Eine neue Lüftungsanlage wird eingebaut, der Fußboden neu gemacht und die komplette Decke herausgerissen – um sie durch schallschluckendes Material zu ersetzen.

„Die Küche wirkt nun viel freundlicher, offener und bunter. An den Kreidetafeln können die Kinder kreativ werden. Es kann sich noch besser ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln.“, berichtet Nicole Tschorn-Rembe, Leiterin der Küche. Sie arbeitet bereits seit über zehn Jahren für die Deutsch Skandinavische Gemeinschaftsschule. In der Zeit hat sie die Küche regelmäßig weiterentwickelt, Konzepte angepasst und die Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendlichen immer mehr in den Fokus gestellt. „Die Schule hat sich in der Zeit natürlich auch verändert – die Küche dementsprechend auch.“ Noch vor zehn Jahren waren es 40 Kinder. Inzwischen lernen, forschen und essen an der Schule 220 Kinder und Jugendliche. Was am Anfang noch größtenteils allein und mit Haushaltsgeräten möglich war, muss jetzt Großküchentechnik übernehmen.

Die Gerichte sind alle frisch, vegetarisch und inzwischen oft auch vegan

Nicole ist neben der Frische auch die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Vitaminen wichtig: „Das Essen soll gesund sein, gut schmecken und die Zutaten möglichst nachhaltig sein.“ Die Gerichte sind daher alle frisch, vegetarisch und inzwischen oft auch vegan. Ihre Inspiration holt sie sich aus dem Alltag. „Ich schaue, was andere essen und versuche, die Gerichte nachzukochen, abzuwandeln und zu experimentieren. Dadurch entstehen neue Kreationen.“

Im Zuge des Umbaus wurden neue Geräte angeschafft. Die Küche ist so gestaltet, dass sich mit den Kindern und Jugendlichen gut arbeiten lässt, alles gut einsehbar und erreichbar ist und alle Wege und Aktivitäten möglichst sicher ausführbar sind. Denn nicht nur in der AG sind die Kinder am Kochen und Backen beteiligt. Das Küchenteam wird täglich von einer Gruppe Kindern und Jugendlichen unterstützt.

Die Kinder sind am Kochen direkt beteiligt

Jedes Kind kommt einmal im Jahr für eine Woche in den Küchendienst. In der Woche, in dem die Kinder für den Küchendienst eingeteilt sind, sind sie vom Unterricht befreit. Sie lernen ganz praktisch und altersgemischt in der Küche. „Am ersten Tag sind sie oft noch still und aufgeregt. Am zweiten Tag kennen sie sich bereits gut aus und sind super engagiert. Am dritten Tag sind sie schon alte Hasen und machen Scherze. Am Donnerstag sind sie müde und können sich etwas schlecht konzentrieren. Am Freitag sind sie traurig, dass es fast schon wieder vorbei ist.“, erzählt Nicole aus ihren Erfahrungen mit den Kindern und Jugendlichen.

Die Kinder sind bei den meisten Aufgaben direkt beteiligt. Sie schneiden Kartoffeln, sie richten die Soße an, sie kochen, braten und backen. Sie lernen Schneidetechniken und die verschiedenen Abläufe. Durch die altersgemischten Gruppen unterstützen sich die Kinder auch gegenseitig. „Wenn sich die Kinder in einer Gruppe mal alle nicht kennen, dann dauert es fünf Minuten und ich habe eine fröhliche und motivierte Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt. Das ist echt toll. Besonders, wenn die Kleinen den Großen vertrauen und die Großen die Kleinen unterstützen.“

Der Lernort Schule bekommt durch das engagierte und gemeinsam gestaltende Küchenteam noch einmal eine ganz neue Bedeutung. An der Deutsch Skandinavischen Gemeinschaftsschule lernen Kinder und Jugendliche auch in der Küche – und das mit großer Begeisterung. Wie wichtig die Küche ist, drückt Nicole in einer passenden Metapher aus: „Die Schule lässt sich gut mit einem Schiff vergleichen. Die Küche ist die Kombüse, die alles zusammenhält und zur Motivation des Teams beiträgt.“