Myles Bullen rappt in der Deutsch-Skandinavischen Gemeinschaftsschule

Der Musiker aus Portland begeistert die DSG mit einer energiegeladenen Performance. Im Anschluss spricht er mit den Schüler*innen über Sucht und Verlust.

Am Dienstagmorgen hallen Sprechchöre durch die Deutsch-Skandinavische Gemeinschaftsschule (DSG): „One more song, one more song!” Die Schüler*innen klatschen im Klassenzimmer aufgeregt in die Hände. Vor ihnen legt der US-amerikanische Rapper Myles Bullen eine energiegeladene Performance hin. Fast könnte man meinen, wir wären in einem Konzertsaal. 

Der intime Rahmen des Klassenzimmer-Konzerts steht der Stimmung nicht im Wege – ganz im Gegenteil. Einen Künstler so hautnah zu erleben, ist schon etwas Besonderes. Die Jugendlichen der Klassenstufen 7 bis 10 sind am Anfang noch zurückhaltend. Nach wenigen Songs beginnen werden sie lockerer. Sie nicken den Kopf zum Beat, singen auch mal den Refrain mit und reagieren auf Myles' Zwischenmoderationen.

Der Rapper mit den Regenbogenhaaren stammt aus Portland in den Vereinigten Staaten. Schon als Kind begann er zu freestylen, seit er 13 war, ging er regelmäßig auf Konzerte. Schließlich fing er an, sich selbst aufzunehmen und Musik zu veröffentlichen. Seine kindliche Begeisterung von damals hat er auch mit 32 nicht verloren. Die Songs klingen fröhlich, albern und losgelöst. Gleichzeitig behandeln Myles’ Texte schwierige Themen, wie Identität und mentale Gesundheit. Gerade ist er auf Europa-Tournee. Auf dem Weg zum Fusion Festival besucht er die DSG, um dort ein Klassenzimmer-Konzert mit anschließender Frage- und Antwort-Möglichkeit zu geben. Schulleiter Jarl Schultz hatte Myles auf einem Konzert kennengelernt und ihn kurz darauf zu einem Gig vor seiner Klasse überredet. Musikunterricht mal anders.

Im Anschluss an das Konzert findet noch eine Fragerunde statt – auf Englisch versteht sich. Besonders interessieren sich die Kinder dabei für Myles’ Erfahrungen mit Sucht und Verlust. Der Musiker hat selbst eine Suchtvergangenheit, er hat seinen Vater und viele Freunde an Drogen verloren. Diese Erfahrungen verarbeitet er in seinen Songs. „Ich würde heute keine Musik machen können, wenn ich weiter Drogen genommen hätte“. Myles begegnet den Jugendlichen der Klassenstufen 7 bis 10 mit schonungsloser Ehrlichkeit und zeigt sich verletzlich - gerade im Rap-Kosmos ist das nicht selbstverständlich. Er ermutigt die Schüler*innen in schwierigen Zeiten aufmunternde Werkzeuge zu nutzen, für andere Menschen da zu sein und Dinge zu tun, die Freude bereiten. „Musik ist Therapie für mich. Es hilft mir, mit schwierigen Gefühlen oder herausfordernden Zeiten umzugehen. Das Aufschreiben meiner Gedanken hat mir geholfen, mich selbst zu akzeptieren“.

Mit der Schlussfrage gibt es dann noch etwas leichtere Kost. Myles’ Lieblingseissorte ist Haselnuss - damit ist alles gesagt. Der Besuch hinterlässt bei den Schüler*innen der Deutsch-Skandinavischen Gemeinschaftsschule einen bleibenden Eindruck. Und ein paar Songs für die Sommerplaylist waren sicherlich auch dabei!