Handwerklich und künstlerisch aktiv In der Großen Praktischen Arbeit 2023 haben die Jugendlichen sechs Wochen an einem Projekt gearbeitet. Neben einem Kajak und einem Tisch sind auch viele künstlerische Produkte entstanden.

Sechs Wochen können sich lang anfühlen. Oder auch ganz schnell vergehen. Sechs Wochen mit einer großen, selbst gewählten ideellen Aufgabe vergehen schneller als man denkt. Die Jugendlichen der 10. Klasse des Montessori Campus Berlin Köpenick mit der Jugendschule Strausberg haben sich in diesen Wochen mit ihrer Großen Praktischen Arbeit beschäftigt. Sie haben recherchiert, getüftelt, ein eigenes Produkt erstellt und letztendlich präsentiert. Die Ergebnisse sind so vielfältig wie kreativ.

„Ich habe schon lange darüber nachgedacht, ein Boot zu bauen. Ich habe in der Vergangenheit viel gebaut, aber ein richtiges Boot ist eine neue Herausforderung“, sagt Konstantin. Er hat sich dieser Herausforderung im Rahmen der Großen Praktischen Arbeit gestellt und ein Kajak gebaut. „Ich habe mir einen Bauplan rausgesucht und dann die Materialien besorgt.“ Glasfaser, Holz und fast 10 Kilo Epoxidharz. Viel mehr braucht es neben dem notwendigen Werkzeug nicht. Innerhalb der sechs Wochen hat er täglich daran gearbeitet. In der letzten Woche fand dann die erste Testfahrt statt. Das Boot hat gehalten, das Wasser blieb draußen. „Es fährt ganz gut. Es wackelt nur ein bisschen – aber das ist okay.“, fasst es Konstantin zusammen.

Zeitmanagement und Selbstständigkeit

Sich ein passenden Produkt überlegen, die dafür erforderlichen Materialien besorgen, einen Zeitplan erstellen, das Produkt in den sechs Wochen fertigstellen, die für das Produkt notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen erlernen oder ausbauen, sich bei Fragen selbstständig Unterstützung suchen und jeden Schritt gut planen – das ist die größte Herausforderung für die Jugendlichen und daran wachsen sie am meisten.

Charlotte hat vor ein paar Jahren im Kunstunterricht das Werk „Blaues Pferd I“ von Franz Marc kennengelernt. „Ich fand es so interessant und einprägend, dass ich es unbedingt einmal malen wollte.“ Die Große Praktische Arbeit hat ihr die Chance und vor allem die Zeit gegeben, sich intensiv mit dem Bild zu beschäftigen. Sie hat sich dem Bild erst einmal mit Skizzen und Zeichnungen angenähert. Dann wurde es ernst. Eine Version mit Ölfarben auf Leinwand, eine andere mit Acrylfarben auf Leinwand und auch ein Jutebeutel trägt nun das Bild mit Textilfarben auf eine Seite. „Ich wollte verschiedene Maltechniken ausprobieren und lernen, was die Unterschiede sind.“, hat sich Charlotte als Ziel gesetzt und teilt ihre Erfahrungen. „Das Malen mit Öl ist herausfordernd, weil es so schwer und dick ist. Da musste ich mich erstmal reinfinden. Bei Acryl ist es etwas leichter. Dafür muss man da sehr schnell arbeiten, weil es viel schneller trocknet.“ Die Arbeit mit Acryl hat ihr dennoch am meisten Spaß gemacht, weil es am ehesten ihrem eigenen Stil entspricht.

„Ich habe bisher eher wenig handwerklich gearbeitet. Ich wollte dazulernen und mir eine herausfordernde Aufgabe setzen.“, leitet Eloy vom Montessori Campus Berlin Köpenick seine Präsentation ein. Vor ihm befindet sich ein Esstisch aus Holz mit einem dunkleren Streifen in der Mitte. Für diesen Tisch, das Ergebnis seiner Arbeit, hat er sich Inspiration in YouTube-Videos geholt. Gearbeitet hat er mit Holz und Epoxidharz. In der Mitte des Tisches befindet sich eine Epoxidharzschicht, die beide Tischhälften zusammenhält. Die Herausforderung war der Umgang mit dem Epoxidharz. Im ersten Versuch war die Form nicht ganz dicht, sodass das Harz ausgelaufen ist. Im zweiten Anlauf hat das Abdichten mit Silikon den Erfolg gebracht. Um sicher zu sein, dass der Epoxidharz auch schwerere Lasten aushält, hat er sich extra bei der Firma erkundigt, bei der er den Epoxidharz besorgt hat. „Sie haben mir versichert: Das hält ganz sicher.“ Inzwischen steht der Tisch in der Küche von Eloys Familie und wird täglich genutzt.

Sich inspirieren lassen und eigene Interessen umsetzen

Johanne hat sich bei einem Ausflug für ihr Produkt inspirieren lassen. „Auf einem Schulausflug haben wir etwas über die Geschichte des Töpferns erfahren.“ Dieser Ausflug blieb ihr im Kopf und sie wollte es unbedingt einmal selbst ausprobieren. Entstanden ist ein ganzes Geschirrset: Teller, Tasse, Schüssel. Lewin hat die Große Praktische Arbeit genutzt, um sich intensiver mit seinem Hobby auseinanderzusetzen. Sein Vater ist Pilot. Lewin hatte so schon früh eine Beziehung zur Luftfahrt. Erste Flugerfahrungen hat Lewin bereits in einem Segelflugverein gesammelt und in der Zeit eine große Leidenschaft für die Flugfahrt entwickelt. Seine Arbeit ist ein Modell eine Segelflugzeugs aus Holz. Als Vorbild hat er sich die K-8-Schleicher genommen, die schon lange nicht mehr produziert wird. Anna hat sich mit den Wortartenfiguren nach Maria Montessori beschäftigt, die Figuren kreativ abgewandelt, aus Pappmaché konstruiert und entsprechend bemalt. Ihre Mutter ist Lehrerin an einer Montessori-Schule und nutzt die Figuren nun in ihrem Unterricht gemeinsam mit den Schüler*innen.

„Am Ende wurde es ganz schön knapp, die sechs Wochen waren ziemlich schnell vorbei.“, sagt Lewin. „Mein Zeitmanagement und die Nutzung wertvoller Zeit lässt sich noch optimieren. Da habe ich manchmal getrödelt. Die Zeit hätte ich besser nutzen können.“ Vielen anderen ging es ganz ähnlich und manchmal gab es auch unerwartete Überraschungen: „Ich habe in der Zeit eine Allergie auf Epoxidharz entwickelt. Das war so natürlich nicht vorgesehen. Ab der dritten Woche ging es dann halt nur noch mit Atemmaske und Handschuhe.“, erzählt Konstantin während er stolz auf sein Kanu blickt.