Sechs Wochen, ein Projekt. Die Schüler*innen der 10. Klasse haben am Montessori Campus Berlin Köpenick sechs Wochen lang einem Projekt gearbeitet. Jede'r Schüler*in hat sich mit einem Thema der Wahl beschäftigt.

„Zwischendurch fühlte ich mich ein wenig überfordert, inzwischen bin ich aber zufrieden“, sagt Lina-Sophie über ihre eigene Erfahrung mit der Großen Praktischen Arbeit (GPA). Damit ist sie nicht allein. In den sechs Wochen der GPA hat jede Schülerin und jeder Schüler mindestens einmal die Erfahrung mit einer Art von Überforderung gemacht. Sei es, weil der Zeitplan ein anderes Tempo vorsah, die Ideenfindung schwerer fiel als erwartet oder Dinge einfach auch mal schieflaufen. So ist beispielsweise bei Valentins Bau einer Hollywoodschaukel der Querbalken beim ersten Draufsetzen auf dem Kopf gelandet. Mit Herausforderungen umgehen, neue Lösungen finden und Fehler machen gehört einfach zur Erfahrung des selbstständigen Arbeitens. Diese Erfahrung gehört so auch zur Großen Praktischen Arbeit am Montessori Campus Berlin Köpenick.

Der Bau eines Gewürzregals, einer Kommode oder eines Golf Putting-Trainers: bei vielen Produkten wurde mit Holz gearbeitet. Mit Holz lässt sich gut arbeiten, es ist ein interessanter Werkstoff und stabil – doch nicht alle Produkte konnten so umgesetzt werden, wie anfangs gedacht. Denn das Holz ist knapp und die Holzpreise sind hoch. Leandra wollte statt eines Gewürzregals eigentlich ein Holzbett bauen. Nach der ersten Berechnung hätte sie dafür 1000 bis 2000€ zahlen müssen. Auch Mats wollte eigentlich zusammen mit einem Mitschüler ein Fachwerkhaus in Strausberg bauen. Alternativ hat er eine Hobelbank restauriert und den gestiegenen Holzpreis ebenso wie Valentin zum Thema seines theoretischen Teils gemacht. „Vielleicht bringt der gestiegene Holzpreis uns dazu, dass wir genauer überlegen, ob wir etwas Neues aus Holz kaufen oder die Möbel lieber reparieren“, zieht Valentin eine positive Schlussfolgerung aus der aktuellen Situation.

„My Body, My Choice“: Stoffbeutel mit Botschaft

Auch Michelle hat sich intensiver mit Holz beschäftigt. Sie hat eine Kommode aus Holz gebaut und sich im Theorieteil mit der Abholzung des Regenwaldes und deren Auswirkungen auf das Klima beschäftigt. Darin gibt sie den Zuschauer:innen direkt praktische Tipps zum Klimaschutz: beim Möbelkauf genau darauf achten, wo das Holz herkommt, bio und regional einkaufen, auf Siegel achten, vegetarisch oder vegan ernähren und bestenfalls Produkte ohne Palmöl kaufen. Die Stoffbeutel von Matilda sollen nicht nur auffallen, sondern auch zum Nachdenken anregen. Auf ihren selbst genähten Stoffbeuteln sind Sprüche zu lesen wie „My Body, My Choice“ oder „My Uterus, My Rules“. „Keine Frau sollte sich für ihre Menstruation schämen“ und „Abtreibung sollte in jedem Land erlaubt sein“, das ist ihre Botschaft und diese sollen auch ihre Beutel vermitteln.

Die sechs Wochen, in denen sich die Schüler:innen der 10. Klasse mit ihrer Großen Praktischen Arbeit beschäftigt haben, waren für alle Beteiligten intensiv. Sie haben neue Erfahrungen gemacht und viel über sich selbst gelernt. Mats hatte beispielsweise an der Restaurierung der Werkbank ohne Zeitplan gearbeitet und resümiert im Fazit: „Ich glaube, das war keine so gute Idee“. Doch genau, darum geht es: Herausforderungen bewältigen, eigene Erfahrungen machen und daraus für die Zukunft lernen. Die GPA-Absolvent:innen sind auf jeden Fall gewappnet.