Das vergangene Wochenende stellte für 24 Schülerinnen und Schüler der Freien Montessori Schule Berlin den Höhepunkt ihrer Montessori-Schullaufbahn dar. Sie präsentierten öffentlich ihre Großen Praktischen Arbeiten und erwarben so den Montessori-Schulabschluss. Alle haben bestanden und beeindruckten Jury und Publikum mit selbstbewussten Vorträgen und präzisen Antworten auf sämtliche Fragen.

Sechs Wochen lang recherchierten, werkelten, schrieben, tüftelten und bauten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 an ihren Produkten, teilweise bis spät in die Abendstunden. Manche arbeiteten auch die Wochenenden durch, so sehr waren die Jugendlichen in ihre Themen vertieft und an einem erfolgreichen Abschluss ihres eigenen Projektes interessiert.

Der Montessori-Schulabschluss

Die Große Praktische Arbeit (GPA) ist der Montessori-Schulabschluss, den die Schülerinnen und Schüler am Anfang der 10. Klasse ablegen, bevor sie sich auf den staatlichen Mittleren Schulabschluss vorbereiten. Sechs Wochen lang dürfen sie sich mit einem selbst gewählten Thema beschäftigen. Die Aufgabe lautet: Erstelle ein Produkt, dokumentiere den Entstehungsprozess, präsentiere das Ergebnis öffentlich und beantworte Fragen der Jury und des Publikums.

In der mittlerweile 15-jährigen Geschichte der Freien Montessori Schule Berlin zeigt sich, wie sehr diese Abschlussarbeit die Einzigartigkeit der Schüler repräsentiert: Es gibt kaum ein Thema, das schon einmal vorkam.

Etwas Eigenes erschaffen

In diesem Jahr stellten sich die Jugendlichen folgenden Themen:

  • Bau eines Bluetooth- Lautsprechers
  • Bau einer Gartenterrasse
  • Kreative Gestaltung einer Stehlampe
  • Entwicklung einer Methode zum Bau eines Surfbrettes
  • Bau einer Drohne
  • Bau eines Bienenkastens und Herstellung von Material für Bienen
  • Entwurf für ein „Haus der Zukunft“ und Bau eines Modells
  • Bau eines RC Luftkissenbootes
  • Bau eines Eishockeyschlägers
  • Bau eines Grilltisches
  • Produktion eines Musikvideos
  • Schminkkoffer to go
  • Modell der Mauer als innerdeutsche Grenze mit alten und neuen Orten
  • Hörbuch einer Sage
  • Bau einer Kommode
  • Bau eines Cajón
  • Renovierung und Innengestaltung des 10er-Klassenraumes
  • Bau eines Floßes
  • Entwicklung einer Methode zum Bau eines Bootes
  • Bau einer Treppe

Alle schafften es, ihre Projekte fertigzustellen und präsentierten stolz die Ergebnisse. Das Publikum konnte am Freitag und Samstag nicht nur den Entwicklungsprozess erfahren, sondern auch etwas dazulernen. Denn ein Teil jeder Präsentation war der theoretische Hintergrund. Wer dabei war, kennt nun z. B. den Unterschied zwischen einer Wendel- und einer Spindeltreppe, weiß, wie Bienen Honig machen, wie in einem Cajón ein Ton erzeugt wird, welche Reim-Schemata man beim Hip Hop nutzt oder welche Wandfarben die Konzentration fördern.

„Ungewöhnlich klare Selbstreflexion“

„Es ist beeindruckend, diesen Prozess mitzuerleben“, sagt eine Mutter. Ihr Sohn hat eine isländische Sage umgeschrieben und ein Hörbuch produziert. „Die Jugendlichen wachsen über sich selbst hinaus, schaffen Dinge, von denen sie nicht glaubten, dass sie es können. Das ist eine sehr intensive Lernerfahrung, die sie im Leben tragen wird“, resümiert sie stolz.

„Unglaublich, was diese Jugendlichen zustande bringen“, schwärmt die Großmutter eines Mädchens. „Aber vor allem angetan bin ich davon, wie diese jungen Menschen ihre Arbeit präsentieren. Diese ungewöhnlich klare Selbstreflexion und der Mut, auch die Dinge, die nicht gut liefen, ganz selbstverständlich darzulegen, haben mich tief beeindruckt.“

Vorbild sein

Im Publikum sitzen nicht nur die Eltern, Großeltern, Geschwister und Pädagogen, sondern auch Besucher und vor allem viele jüngere Schüler. Die meisten fangen hier schon ab der fünften Klasse an, sich Gedanken über ihre eigene GPA zu machen. Denn sie sind beeindruckt von dem, was die Großen zeigen. Bei den Präsentationen hören sie aufmerksam zu und klatschen begeistert.

Eines Tages werden auch sie im Atrium der Schule stehen und ihre Arbeiten präsentieren. Jeder von ihnen wird nach diesen sechs Wochen ein Stück größer und selbstsicherer sein und zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Weil sie etwas wirklich Großes ganz allein geschafft haben. Sie haben sich selbst organisiert, gelernt, mit Zeitdruck umzugehen und Verantwortung getragen.

Verantwortung übernehmen

Und vielleicht wird jemand allein mit dem Produkt die Tür zur beruflichen Zukunft öffnen. Auch das gab es schon mehrfach: Praktika, Ausbildungsplätze oder Stipendien. Denn bei der GPA zeigen die Schülerinnen und Schüler nicht nur Wissen und Können, sondern ihre ganze Persönlichkeit. Diese Jugendlichen haben demonstriert, dass sie Verantwortung übernehmen können – für ein konkretes Projekt, für ihren eigenen Lernprozess und für die Gemeinschaft. Jeder einzelne, der an diesem Freitag oder Samstag präsentiert hat, bedankte sich bei seinen Mitschülern für die großartige gegenseitige Unterstützung.

Herzlichen Glückwunsch!