Was sind die Pläne der Spitzenkandidat*innen für die Bildung in Berlin? Das ist Thema der Veranstaltung in der Berliner Stadtmission. Vertreter*innen der Montessori Stiftung Berlin haken nach.
25. September 2021
Demokratie mitgestalten! – das ist das Motto der Aktion der Berliner Bürgerplattformen zur Berliner Abgeordnetenhauswahl 2021. Die Spitzenkandidat*innen und möglichen künftigen Regierenden Bürgermeister*innen von Berlin sind eingeladen. Die Montessori Stiftung Berlin ist dabei und fragt die Spitzenkandidat*innen zu ihrer Einstellung gegenüber Schulen in freier Trägerschaft.
In der Wissenschaftspolitik sei in den letzten vier Jahren „nicht allzu viel passiert.“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller im August der Berliner Zeitung. Das gleiche könnte man genau so auch über die Bildungspolitik der letzten Jahre in Berlin sagen. Mit der Wahl zum Abgeordnetenhaus gibt es die Chance, dass sich das ändert. Die Wahlveranstaltung der Berliner Bürgerplattformen am Mittwoch in der Berliner Stadtmission will nun weniger den Blick auf die Vergangenheit werfen, sondern ganz konkret wissen, was die Pläne der Spitzenkandidat:innen für die Zukunft Berlins sind.
Auf dem Podium sind:
Sebastian Czaja (FDP), Franziska Giffey (SPD), Bettina Jarasch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), Klaus Lederer (DIE LINKE), Manja Schreiner in Vertretung für Kai Wegner (CDU).
An diesem Abend wird über die funktionierende Stadt, über die Verdrängung zivilgesellschaftlicher Institutionen und über Bildung gesprochen. Konkret um strukturelle Diskriminierungserfahrungen, die Schüler:innen und Eltern in Berliner Schulen machen und um die Ungleichbehandlung freier Schulen gegenüber öffentlicher Schulen. Ziel ist es, die vorgeschlagenen Lösungen in den künftigen Koalitionsvertrag aufzunehmen.
Jochen Iseke, kaufmännische Leitung des Montessori Campus Berlin Köpenick gibt zusammen mit drei Schülerinnen der Jugendschule Strausberg einen kleinen Einblick in das Leben und Lernen am Campus. „Wir lernen gerne in der Jugendschule. Die Lehrinhalte werden uns praktisch vermittelt, sodass wir diese viel besser verstehen und anwenden können.“, sagt Kiara. „Wir tragen eigene Verantwortung über die Jugendschule. Wir dürfen über die Entwicklung der Jugendschule mitentscheiden und unterstützen aktiv bei der Planung des Schulgeländes.“, ergänzt Dorothea.
Iseke möchte aber auch die Herausforderungen in den Fokus rücken, die mit dem Betrieb einer freien Schule verbunden sind. „Schulen in freier Trägerschaft erhalten im Vergleich zu den öffentlichen Schulen ca. 30 Prozent weniger finanzielle Unterstützung vom Land. Informationen zu Förderprogrammen aus der Bildungsverwaltung werden freien Trägern oft sehr kurzfristig oder gar nicht mitgeteilt.“ Dieser Umstand führt dazu, dass die Schulen in freier Trägerschaft Schulgeld von den Eltern einfordern müssen, um eine angemessene Bildung zu gewährleisten. „Es macht uns keinen Spaß, das Schulgeld einzutreiben und für die Eltern ist das auch ein unangenehmer Mehraufwand.“, beklagt Iseke diesen Umstand.
„Sprechen Sie sich für eine Gleichstellung der freien Schulen aus und möchten dies auch in den nächsten vier Jahren umsetzen?“ wurden die fünf Politiker:innen von Jochen Iseke gefragt. Die Politiker:innen haben die Wahl: ja, nein oder vielleicht. Czaja, Giffey, Jarasch und Schreiner stimmen mit „ja“. Lederer zögert noch und entscheidet sich dann für „vielleicht“. Jeder hat nun die Chance ausführlicherer darauf einzugehen.
Bettina Jarasch (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
„Die freien Schulen oft unter dem Verdacht stehen, Segregation zu fördern – oft zu Unrecht.“, meint Jarasch. Wenn freie Schulen Schüler:innen mit verschiedenen sozialen Hintergründen aufnehmen, möchte Jarasch die Schulen besser bezahlen, sodass kein Schulgeld mehr notwendig sei.
Sebastian Czaja (FDP)
Die FDP kämpfe schon lange dafür, dass die Kostensätze angeglichen werden und die freien Schulen zu 100% finanziert werden, gibt sich Czaja überzeugt von der Notwendigkeit der Gleichstellung. „Das muss vergleichbar sein. Dafür kämpfen wir.“, sagt Czaja.
Manja Schreiner (CDU)
Schreiner verweist auf das Wahlprogramm, in dem bereits die vollständige Gleichstellung der freien Schulen stehe. Dadurch, dass den Schulen weniger Mittel zur Verfügung stehen, „kommen wir in die Situation, dass nur Eltern, die es sich leisten können, an die freien Schulen kommen können. Wir kämpfen daher für einen Neustart Bildung.“, so Schreiner.
Klaus Lederer (DIE LINKE)
Lederer könne die Frage nicht mit ja oder nein beantworten und habe deshalb mit „vielleicht“ gestimmt. „Ich möchte, dass an freien Schulen alle Lehrer:innen tariflich bezahlt werden. Dafür muss die öffentliche Hand in die Verantwortung gehen und die Zahlung ermöglichen.“, ist Lederer der Überzeugung. Er möchte die freien Schule aber nicht verstaatlichen, da es dann „keine freien Schulen mehr braucht“. Er spricht sich gegen Segregation und für starkes selbstbestimmtes Lernen sowie Gemeinschaftsschulen aus.
Die Aktion der Berliner Bürgerplattformen zur Abgeordnetenhaus-Wahl 2021 fand am 15. September in der Berliner Stadtmission statt. Die Montessori Stiftung Berlin ist Mitglied der Berliner Bürgerplattformen.