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Unterricht@home: „Wir arbeiten die Schüler*innen jetzt viel mehr in Aufgaben ein, für die sie rausgehen müssen.“

Die Schüler*innen der ersten Klassenstufen besuchen wieder die Schule im Wechselunterricht. Das Homeschooling wird daher für die jüngeren Schüler*innen zum Teil, für die höheren Klassenstufen noch komplett weitergeführt: digital und vielfältig. In dem Format Unterricht@home geben wir Einblicke in den Online-Unterricht. Wie wird der Unterricht umgesetzt? Wie sind die Erfahrungen? Was läuft gut?

Wir fragen nach bei: Annika Albrecht, Pädagogin und Leitung der Oberschule des Montessori Campus Berlin Köpenick.


Wie sieht ein normaler digitaler Schultag in der Oberschule aus? 

Annika Albrecht: „Es gibt den Morgen- und den Abendkreis. Uns ist es wichtig, dass die Schüler*innen eine Tagesroutine beibehalten. Dazu gehört: aufstehen, aus dem Bett raus, bestenfalls vor Schulbeginn frühstücken und einen kleinen Spaziergang machen. In den Phasen zwischen den beiden Kreisen gibt es Darbietungen, Einführungen und digitale Unterrichts-Formate. Die Schüler*innen werden auch separat betreut. Von 12 bis 13 Uhr gibt es normalerweise eine Phase, in der sie den Klassenraum aufräumen, Schul-Möbel reparieren, Räume gestalten oder Sport machen. Diese Zeit sollen sie jetzt nutzen, zu Hause zu kochen und im Haushalt zu unterstützen – das können natürlich nur die Eltern überprüfen. Es geht uns vor allem um die Tagesstruktur.“

Hast du ein Gefühl, wie lange die Schüler*innen an einem Schultag online sind?

„Ich schätze vier bis sechs Stunden. Wir sprechen mit den Eltern und den Kolleg*innen aktuell viel darüber, wie wir die Bildschirm-Zeit wieder runterschrauben. Denn die Schüler*innen sind nicht nur in den digitalen Formaten online, sondern auch zur Recherche und zur Ausarbeitung. Das summiert sich schnell. Wir arbeiten die Schüler*innen daher jetzt viel mehr in Aufgaben ein, für die sie rausgehen müssen. Im Bereich Fremdsprache haben wir das Projekt „My Neighbourhood“. Sie gehen in die Nachbarschaft, machen Fotos und beschäftigen sich mit ihrem Umfeld. “

Ihr erhaltet sicher auch Feedback von den Jugendlichen. Wie geht es den Schüler*innen mit der Situation aktuell?

„Nach dem ersten Lockdown haben wir von vielen Schüler*innen die Rückmeldung erhalten, dass sie gut in der Lage sind, selbstständig zu lernen. Durch die Erfahrung des Homeschoolings haben sie diese Fertigkeit an sich wahrgenommen. Was ihnen fehlt, ist aber der Austausch – der direkte Austausch. Sie sind zwar im Kontakt per Telefon, Mail und Videokonferenz und treffen sich gelegentlich einzeln, aber das ist nicht dasselbe wie die täglichen Treffen, die sonst stattfinden.“

Was ist aktuell die größte Herausforderung und wie geht ihr damit um?

„Es fehlt die Sicherheit. Vor allem durch den ständigen Wechsel: Online – Präsenz – Online – Präsenz. Die Lehrer*innen wussten nie genau, ob sie jetzt für den analogen Unterricht oder für das Homeschooling vorbereiten sollten. Der Unterricht musste daher teilweise doppelt geplant werden. Mit der 10. Klasse haben wir uns im Januar daher auch gegen ein Hybrid- oder Präsenzmodell entschieden. Weil die Sicherheit gefehlt hat, wie lange das dann gut gegangen wäre. Wir wollten ihnen das Hin und Her ersparen – allein aufgrund der hohen Infektionszahlen in Berlin gab es da eine Unsicherheit. Es war auch der Wunsch der Schüler*innen, lieber weiter zu Hause zu lernen anstatt sich ständig neu zu organisieren und mit einer Ungewissheit in die Schule zu gehen. Denn diese Unsicherheit ist emotional sowie psychisch belastend. Diese Belastung wollten wir so gering wie möglich halten. Wir nehmen damit auch Druck raus. Die Kommunikation mit den Eltern ist dahingehend auch sehr verständnisvoll. Wir arbeiten alle gut zusammen. Darüber freue ich mich sehr.“