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Unterricht@home: Live-Interaktion in der Holzwerkstatt „Die Schüler können den Pädagogen wie einen Avatar steuern.“
Die Schulen sind geschlossen. Der Unterricht geht trotzdem weiter: digital und vielfältig. In dem Format Unterricht@home geben wir Einblicke in den Online-Unterricht. Wie wird der Unterricht umgesetzt? Wie sind die Erfahrungen? Was läuft gut?
Wir fragen nach bei: Thomas, Lernbegleiter in der Grundschule des Montessori Campus Berlin Köpenick.
Wie setzt ihr den Unterricht digital um?
Thomas: „Wir arbeiten so individuell wie möglich – ganz ähnlich wie auch zu Präsenzzeiten an unserer Schule. Das bedeutet, wir haben jedes Kind im Blick. Die große Herausforderung für uns ist ja, dass wir den Lernprozess nicht beobachten können. Diese Beobachtung wäre in Präsenzzeiten quasi die Grundlage unseres pädagogischen Handelns. Daher nutzen wir vor allem ab der Jahrgangsmischung 456 verstärkt die Videokonferenzen und tägliche Chats zum Austausch über das Lernen. Auf einer digitalen Plattform werden die Aufgaben verteilt und dokumentiert. Inzwischen sind die Schülerinnen und Schüler darin so erfahren, dass sie sich gegenseitig unterstützen. Sie arbeiten beispielsweise zusammen Vorträge aus, die dann per Videokonferenz der Gruppe präsentiert werden. Die Lernangebote und Aufgaben sind nach Lernbereichen sortiert. Darin finden sich z.B. Filme, Forschungsaufträge, Musikangebote und Bastelanleitungen.“
Gibt es Formate, die bei den Schülerinnen und Schülern besonders gut ankommen?
„Ja. Im digitalen Format zu unserer Holzwerkstatt gibt es die Möglichkeit zur Live-Interaktion: Die Schülerinnen und Schüler können den Pädagogen vor Ort per Video sehen und wie einen Avatar steuern. Sie geben Aufträge und der Kollege führt diese dann aus. Dabei achtet er genau auf die Anweisungen und führt die nötigen Arbeitsschritte aus. Dabei können auch „Fehler“ passieren – immer wenn es zu unklaren Anweisungen kommt.“
Das soziale Miteinander beim Homeschooling ist schwer zu ersetzen. Wie geht ihr damit um?
„Wir organisieren Spiel- und Geburtstagskreise in Form von Videokonferenzen. Das sind Formate in denen die Schülerinnen und Schüler sich sehen und miteinander ins Gespräch kommen. In einem Geburtstagskreis hatten alle Kinder eine Kerze angezündet und sie dann zusammen ausgeblasen. Es gibt Lesekreise, in denen sich die Kinder gegenseitig aus ihren Lieblingsbüchern vorlesen. Das tut uns und den Kindern gut und stärkt die Gemeinschaft. Ein Kind hat sich auch schon ein persönliches Treffen gewünscht. Der Wunsch war so groß, dass sich meine Kollegin mit dem Kind zu einem Waldspaziergang verabredet hat. Auch das ist gelegentlich und mit Abstand möglich.“
Gibt es eine Methode oder ein Tool, das du anderen empfehlen kannst?
„Eine besonders charmante Weise, eine Videokonferenz umzusetzen, ist mit der Plattform wonder.me möglich. Dort trifft man sich ähnlich wie in einer großen Aula und bewegt sich mit seinem Avatar durch den virtuellen Raum. Sobald man auf weitere Personen trifft, eröffnet sich die Möglichkeit, mit diesen zu sprechen und sie zu sehen. So entstehen verschiedene kleinere Gesprächsrunden im Raum, zwischen denen man sich frei hin und her bewegen kann – ganz wie im analogen Raum auch. Dort könnte man wunderbar Elternabende abhalten oder auch freiere Formate mit den Kindern durchführen. Man kann auch ganz einfach verschiedene Bereiche (z.B. Aula, Küche, Schulhof…) markieren, in denen sich die Teilnehmer dann treffen können. Zum Beispiel werden wir uns mit allen Klassen der 456 dort zum Fasching treffen und uns natürlich auch verkleiden. Das wird sicher ein großer Spaß.“