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Lernen in einer Schule, die keine Schule ist

Wie kann eine Schule aussehen, in der die Jugendlichen frei lernen und arbeiten können – auf unkonventionellem Wege, nicht nur in Pandemiezeiten?

In der Jugendschule Strausberg wird seit August 2019 täglich auf einem 2,66 Hektar großen Gelände gelernt und gearbeitet. Die Schüler*innen machen selbst die Buchführung, fertigen Tische oder planen und bauen gemeinsam mit Expert*innen ein eigenes Unterkunftshaus. Ganz nebenbei erarbeiten sie sich mit den Pädagog*innen den Stoff aus dem Lehrplan. Das theoretische Wissen wird in Unterrichtseinheiten vermittelt und in den Projekten und Aktivitäten der Jugendschule direkt angewendet. Letztes Schuljahr startete die Jugendschule mit 15 Schüler*innen, dieses Jahr sind es schon 23.

Die Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren sind draußen, in der Natur – statt im Klassenraum. Es gibt Open Air-Lernflächen mit Stuhlkreis und Tafeln, eine Lernhütte und zwei Jurten – zum Lernen oder für das Arbeiten in Gruppen. Zur Selbstverpflegung steht eine Küche zur Verfügung, in der einige Jugendliche für alle kochen – vegetarisch oder vegan und größtenteils aus eigenem Anbau. Im Lehmofen und der Produktionsküche wird gelegentlich Flammkuchen und Marmelade hergestellt. Gemüse und Obst kommen aus dem Gewächshaus und dem Garten. Die Jugendlichen versorgen sich selbst und lernen durch praktische Erfahrungen in Produktion, Verwaltung und Dienstleistung.

Die Inhalte des Lehrplans werden in die praktische Arbeit integriert. Wenn die Schüler*innen sich mit dem Aufbau und der Pflege des Gewächshauses beschäftigen, befassen sie sich gleichzeitig theoretisch und praktisch mit Biologie, Physik und Mathematik. Aktuell hatten sie die Aufgabe zu berechnen, wie viele Menschen unter Corona-Maßnahmen, also mit 1,5 Meter Abstand, auf das Gelände passen.

Damit die Jugendlichen neben den praktischen Aktivitäten auch Zeit zum Lernen finden, gibt es auf dem Gelände mehrere Rückzugsplätze – sowohl drinnen als auch draußen. So gibt es mehrere Lernplätze und Lernflächen, ein Deutsch-Lernzimmer und die Jurten, welche als Klassenzimmer genutzt werden. Um in der Jugendschule auch zu übernachten, wird das Unterkunftshaus regelmäßig ausgebaut. Zusammen mit einer Architektin haben die Jugendlichen bereits die Inneneinrichtung des Hauses geplant und entwickelt. Ab dem Schuljahr 2021/22 soll das Haus als Unterkunft genutzt werden.

Leon kommt in die 10. Klasse und lernt schon seit einem Jahr in der Jugendschule. Er hilft freiwillig in der Ferienzeit bei den anfallenden Aufgaben, er mäht den Rasen vor dem Unterkunftshaus und führt Besucher*innen auch gern über das Gelände. Er schätzt das unverkrampfte, lockere Lernen. „Ich möchte hier lernen und helfen!“, erklärt Leon seine Motivation. „Seitdem Leon in der Jugendschule lernt, haben sich seine Leistungen dramatisch verbessert.“, erklärt sein Vater Volker. „Das klassische Lernen wird mit der Praxis gut gemischt. Es ist anschaulicher und verständlicher.“ Seine Mutter Cornelia schätzt besonders das „Zusammenhaltsgefühl wie in einer großen Familie. Es gibt feste Bezugspersonen und freies sowie praktisches Arbeiten. Dadurch kann er sich selbst verwirklichen.“

Weitere Informationen zur Jugendschule Strausberg: