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Offen für alle Kinder
Zu den aktuellen Äußerungen von Joschka Langenbrinck MdA, SPD, und der Berichterstattung in den Berliner Medien erklären Christian Grune, Vorstandsvorsitzender, und Jan Vollendorf, Kaufmännischer Vorstand der Montessori Stiftung Berlin:
„Die Montessori Stiftung Berlin ist Träger von sechs öffentlichen Schulen in freier Trägerschaft in Berlin, die sich einem zeitgemäßen Lernen verschrieben haben. Keinem Kind wird aufgrund eines geringen Einkommens der Eltern der Besuch dieser Schulen verwehrt. Wir brauchen einen differenzierteren öffentlichen Diskurs und eine gerechte Finanzierung alternativer Bildungsangebote, dann nähern wir uns der Bildungsgerechtigkeit in Berlin weiter an.
44 Prozent unserer Schüler erhalten Ermäßigungen
Der Anteil der Kinder an Schulen in unserer Trägerschaft, die kein oder ein geringes Schulgeld von maximal 100 Euro im Monat zahlen, liegt an unseren Schulen zwischen 26 und 97 Prozent. Im Schnitt stammen also 44 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler aus Haushalten mit einem Jahreseinkommen von bis zu 29.500 Euro. Unsere Schulen halten sich an das Sonderungsverbot, das besagt, dass das Schulgeld bei geringen Einkommen nicht mehr als 100 Euro im Monat betragen darf. Zudem gewähren wir auf Anfrage weitere Nachlässe. Und es stehen Stipendien für diejenigen zur Verfügung, die auch dieses geringe Schulgeld nicht aufbringen können. Wir prüfen immer den Einzelfall.
Öffentlich und frei, nicht privat und verschlossen
Wir wehren uns entschieden gegen die verallgemeinernde Darstellung, unsere öffentlichen Schulen in freier Trägerschaft würden einkommensschwächere Familien vom Lernen ausschließen. Wenn wir die Entscheidung über die Aufnahme eines Kindes treffen, kennen wir die Einkommensverhältnisse nicht.
Ebenso lehnen wir den Begriff „Privatschule“ für unsere Bildungseinrichtungen ab. Er suggeriert einen elitären Kreis von bestimmten Gruppen, die ihre Privilegien sichern wollen und dazu abschreckend hohe Schulgelder erheben. Es gibt Privatschulen, die das tun. Unsere Bildungseinrichtungen sind öffentliche Schulen in freier Trägerschaft mit einem besonderen pädagogischen Konzept. Weil wir von den festen Vorgaben an staatlichen Schulen entkoppelt sind, können wir Schulentwicklung wesentlich schneller und effektiver umsetzen. So setzen wir fast alles, was in den letzten Jahren in den Medien als dringend veränderungsbedürftig an Schulsystem beschrieben wurde, seit 2004 erfolgreich um: Wir arbeiten kompetenzorientiert, fachübergreifend, projektbezogen, altersgerecht, mit sinnvollen Bezug zum tatsächlichen Leben und mit Freude am Lernen. Dieses Angebot steht allen offen.
Bildungsgerechtigkeit braucht Offenheit und Vielfalt
Es ist wahr, dass wir mit unserem Angebot Kinder aus einkommensschwachen und vor allem aus bildungsferneren Familien schwerer erreichen. Das hat unterschiedliche Gründe, vor allem aber fehlt es an Information. Wir arbeiten stetig daran, auch diese Menschen über die Möglichkeiten des Lernens an unseren Schulen zu informieren. Wir stehen für Vielfalt am Standort und geben allen Interessenten, unabhängig vom Hintergrund der Eltern, die gleichen Chancen.
Wir werben hiermit ausdrücklich dafür, endlich zwischen Privatschulen, deren Ziel eine Elitenbildung ist, und öffentlichen Schulen freier Trägerschaft, die alternative Lernkonzepte für alle Kinder anbieten, zu unterscheiden. Freie Schulen, wie die unter unserem Dach, sind auf die Unterstützung aus Politik und Medien angewiesen, um unser Angebot allen kommunizieren und damit zugänglich machen zu können.
Das aktuelle System produziert Missstände, in dem alle nicht-staatlichen Schulen gezwungen werden, Elternbeiträge zu erheben, da nur etwa 60 bis 70 Prozent der Kosten durch die öffentliche Finanzhilfe abgedeckt sind. Wir sind offen für den Dialog zu einer gerechten Finanzierung aller Schulen. Herr Langenbrinck hat sich diesem Dialog bisher verweigert. Hiermit laden wir ihn erneut herzlich dazu ein.“
Foto (c) Montessori Stiftung Berlin/ Katrin Dinkel